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Blicke zurück!

Als kleines Kind verbrachte ich so manches Wochenende bei meinen Großeltern. Es war ein festes Ritual, daß ich meiner Oma die alte Bilderkiste und das abgegriffene Fotoalbum in die Hände drückte und sie bat, mir zu erklären, wer auf den vergilbten Fotografien zu sehen sei. In diesen Momenten blickten wir gemeinsam zurück auf die überlieferte Familiengeschichte, die sich vom Ende des 19. Jahrhunderts über den 1. Weltkrieg, die Weimarer Republik, die Jahre unter nationalsozialistischer Herrschaft und 2. Weltkrieg, die Nachkriegs- und Aufschwungjahre der 50er und 60er bis in unsere Zeit zog.

Diese Karte schickte meine Urgroßmutter Karoline Deneu geb. Sanner 1904 einem Freund und Nachbarn.

Da waren die frühen Atelier-Fotografien der Kaiserzeit, die meine Urgroßeltern, deren Familienangehörige und Freunde zeigte, die Bilder meiner Großmutter als Teenager mit Bubikopf und Spangenschuhen, der Großvater turnend auf dem Barren, die Hakenkreuzfahnen vor den jüdischen Geschäften des Ortes, die Aufnahmen der Väter auf den Schlachtfeldern im Osten und anschließender Kriegsgefangenschaft, die fünfziger u. sechziger mit Aufschwung, Hausbau, deutscher Teilung (meine Mutter floh 1958 über Berlin in den Westen) und Heirat meiner Eltern und darauf folgend die nicht enden wollende Zahl an Aufnahmen im Diaformat, die mein Vater über die vier Kinder der Familie anfertigte.

Am 20. August 1909 traten meine Urgroßeltern Heinrich Deneu und Karoline geb. Sanner in der Puderbacher Kirche vor den Traualtar. Zu diesem Anlass entstand diese wunderschöne Fotografie im Atelier Käppele in Altenkirchen. Das schwarze Festkleid war für eine Heirat nichts Ungewöhnliches. Die Garderobe für dieses Ereignis mußte auch in späteren Jahren tragbar sein. Bis in unsere Zeit hat sich der feine Myrtenkranz und der Revers-Schmuck des Bräutigams erhalten. Beides befindet sich in einem eigens dafür hergestellten Schaukasten. Die immergrüne Myrtenpflanze stand als Symbol für ein dauerhaftes Eheglück.

Dies alles trug sich in dem kleinen Dorf Puderbach zu, gelegen zwischen den größeren Städten Neuwied am Rhein und Altenkirchen im Westerwald, das um 1900 rund 850 und heute ungefähr 2400 Einwohner hat. Der Geburtsort meiner Mutter ist die Stadt Lößnitz im Erzgebirge, rund 20 Autominuten von der Bergbau- u. Industriestadt Aue entfernt. Hinzu kommen die Orte der zahlreichen Anverwandten der Groß- und Urgroßeltern, die sich über den Puderbacher und Altenkirchener Raum, bis ins Ruhrgebiet erstrecken.

Meine Urgroßeltern Heinrich und Karoline Deneu geb. Sanner, meine Großmutter Laura Kuhl geb. Deneu und ihr Bruder Otto Deneu. Das Mädchen in der Mitte hieß Beppler mit Nachnamen und stammte aus Neuwied. Die Aufnahme entstand um 1918 im Fotoatelier Käppele in Altenkirchen.

Im oben eingefügten Menü-Verzeichnis bekommen Sie einen Überblick über die Themen, über die ich gerne berichten möchte.

Meine Familie

Von den vier Familiensträngen väterlicherseits seien hier die der Sanners und Deneus erwähnt. Zudem möchte ich über meinen Urururgroßvater Johann Simon Kuhl berichten, der im 19. Jahrhundert Dorflehrer in Muscheid war.

Auszug aus einem Schulbericht des Jahres 1877, in dem mein Urururgroßvater als angestellter Lehrer der hiesigen Pfarrgemeinde Rechenschaft über seine Tätigkeiten ablegen mußte.

Puderbach in alten Aufnahmen

Dank der freundlichen Unterstützung vieler gebürtiger Puderbacher habe ich über die Jahrzehnte eine große Zahl an alten Postkarten und Fotografien zusammengetragen, die einen wunderbaren Eindruck über das frühere Dorfleben vermitteln und in mehreren Kapiteln Eingang finden.

Eine alte Ansichtskarte Puderbachs aus dem Jahr 1907.
EIn Blick auf Puderbach in den 1925er Jahren. Im Vordergrund ist die Schulstraße zu erkennen.

August Sander

Der Kölner Fotograf August Sander war einer der renommiertesten Fotografen unseres Landes. Er kam 1876 in Herdorf bei Altenkirchen zur Welt und blieb seiner Heimat stets verbunden. Seine fotografische Tätigkeit führte ihn immer wieder in den Westerwald und so entstanden eine Vielzahl an Aufnahmen, die zum Teil Einzug in sein Hauptwerk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ hielten.

Die Aufnahme August Sanders, die um 1910 entstanden sein dürfte, zeigt die Familie Löhr aus Puderbach, auch „Schoopittersch“ genannt. Der Vater Andreas stammte gebürtig aus Ratzert. Auf dem Stuhl sitzend seine zweite Frau Karoline Kühnemann, die in Puderbach 1855 zur Welt kam. Die drei Kinder könnten die jüngsten Nachkömmlinge des Paares sein und zwar ganz links Anna Löhr später verh. Stradiath, neben ihr das Nesthäkchen Otto und ganz rechts Bertha Löhr später verh. Kraft. Im Hintergrund erkennt man die Steimeler Straße, an der das Wohnhaus der Familie lag.

Jüdische Gemeinde

Das Schicksal der jüdischen Bewohner meines Heimatortes rührt mich besonders. Über Jahrhunderte lebten sie mit ihren christlichen Nachbarn Tür an Tür in friedlicher und freundschaftlicher Koexistenz. Im 20 Jahrhundert nehmen die Feindseligkeiten zu und brechen sich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten Bahn. Ein Teil der jüdischen Einwohner Puderbachs konnte Deutschland rechtzeitig verlassen, der andere wurde deportiert und ermordet.

Die am 11. November 1979 eingeweihte Gedenktafel zur Erinnerung an die ermordeten jüdischen Mitbürger der Dörfer Puderbach, Daufenbach, Urbach, Rodenbach und Steimel.

1. Weltkrieg, Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg

Kaum ein Ereignis hat meine Familie so geprägt wie der 1. und 2. Weltkrieg. Bereits der militärische Konflikt von 1914 bis 1918 kostete Millionen Soldaten und Zivilisten weltweit das Leben. Der von Nazi-Deutschland ausgehende Weltenbrand von 1939 bis 1945 war um ein Vielfaches brutaler und mörderischer. Rund 70 Millionen Opfer sind zu beklagen. Einige der Toten möchte ich beim Namen nennen und ihrem Schicksal nachgehen.

Tauchen Sie mit mir ein!

Gerne würde ich mit Ihnen eintauchen in diese Zeit, zurückblicken auf diese Jahre und Jahrzehnte gelebter Geschichte. Vielleicht hat Ihre Familie Ähnliches erlebt, möglicherweise überschneiden sich die Ereignisse, eventuell erkennen Sie Ihre eigenen Groß- oder Urgroßeltern auf den alten Fotografien.

Mein größter Wunsch wäre, daß wir über diese Webseite ins Gespräch kommen. Ihre Informationen, Anregungen und vielleicht auch eigenen Geschichten sollen hier Raum finden. Deswegen scheuen Sie sich nicht, mir eine Nachicht über die nachstehend angegebene Mailadresse zukommen zu lassen. Auch wenn Sie Interesse an einem der hier gezeigten Bilder haben, können Sie sich gerne melden.

Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, alle Artikel, Bildbeschreibungen und Erzählungen so wahrheitsgetreu wie möglich zu recherchieren. Doch bin ich kein Geschichtswissenschaftler, sodass auch mir Fehler unterlaufen können. Über Ihre konstruktive Kritik und fachkundige Beurteilung würde ich mich sehr freuen!

Zum Schluß möge man mir nachsehen, wenn Aktualisierungen auf der Webseite, die zu Beginn des Projekts wöchentlich, ja fast täglich stattfanden, in Zukunft in größeren Zeitabständen erfolgen. Diverse Lockdowns der Corona-Krise schufen große Zeitfenster, die jetzt nicht mehr bestehen.

Kontakt: blickezurueck@gmx.de

Aktuelle Beiträge

Januar 2025

21. Januar 2025 / Zwei Fotografien aus der Zeit des Nationalsozialismus. Sie zeigen eine sogenannte Führer-Parade mit Wehrmachtssoldaten auf dem Gelände des Puderbacher Sportplatzs im Jahr 1940. Die Aufnahme finden Sie ab sofort unter dem Menüpunkt „Puderbach in alten Ansichten“, Inhaltsverzeichnis Nr. 73 „Führer-Parade am Sportplatz“.

22. Januar 2025 / Eine Aufnahme aus der frühen Bauphase des Reichsarbeitsdienstlagers um 1936 finden Sie ab sofort unter dem Menüpunkt „Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg“, Inhaltsverzeichnis Nr. 2.2. „Bilder des Lageralltags“.

28. Januar 2025 / Eine Aufnahme, die um 1930 entstanden sein dürfte und die betagten Damen der Frauenhilfe Puderbach zeigt, jetzt zu finden unter dem Menüpunkt „Die Evangelische Kirchengemeinde Puderbach“, Inhaltsverzeichnis Nr. 1.11. „Frauenhilfe und Schwesternstation“.

31. Januar 2025 / Die Kaufmannsfamilie Becker aus Puderbach, aufgenommen um 1920 vom dem Kölner Fotografen August Sander, jetzt zu finden unter dem Menüpunkt „Der Kölner Fotograf August Sander“, Inhaltsverzeichnis Nr. 19 „Die Familie Becker aus Puderbach“.

Februar 2025

3. Februar 2025 / Eine wunderbare Aufnahme, die einen Sturz mit einem Lenkschlitten nachstellt, ab sofort zu finden unter dem Menüpunkt „Vergnügen in müßigen Stunden“, Inhaltsverzeichnis Nr. 1 „Winterfreuden“.

5. Februar 2025 / Und noch ein weiterer, winterlicher Schnappschuß mit einem riesigen Schneemann vor dem Haus des Zahnarztehepaars Gast am Felsen, jetzt zu finden unter dem Menüpunkt „Vergnügen in müßigen Stunden“, Inhaltsverzeichnis Nr. 1 „Winterfreuden“.

Unter dem Menüpunkt „Vergnügen in müßigen Stunden“ hatte ich bereits von einem „Spaziergang in großer Runde“ (Inhaltsverzeichnis Nr. 2.3.) berichtet. Nun tauchten im Nachlass der Kaufmannsfamilie Becker zwei weitere Fotografien auf, die diesen sonntäglichen Ausflug zeigen. Sie finden Sie ab sofort dem Beitrag angefügt.

Und noch ein neues Bild möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Haben Sie schon einmal von der Märchenmühle bei Steimel gehört? Näheres finden Sie unter dem Menüpunkt „Vergnügen in müßigen Stunden“.

11. Februar 2025 / Schon die Kleinsten wurden bei der schweren Arbeit der Bauersfamilien miteinbezogen. Ab sofort finden Sie unter „Arbeit und Berufe im Westerwald“, Inhaltsverzeichnis Nr. 1.4. „Beim Pflügen“ die Aufnahme der Geschwister Velten beim Ackern eines Feldstücks im Puderbacher Mühlendorf um das Jahr 1928.

17. Februar 2025 / Erinnern Sie sich noch an das Manufaktur-und Konfektionswarengeschäft Becker an der Ecke Hauptstraße/Steimeler Straße? Nähere Informationen und Bilder über das 1911 gegründete Geschäft finden Sie ab sofort unter dem Menüpunkt „Puderbach in alten Ansichten“, Inhaltsverzeichnis Nr. 16 „Das Textilkaufhaus Becker“.

19. Februar 2025 / Wo mag das Badevergnügen am Holzbach um das Jahr 1930 wohl stattgefunden haben? Den wunderbaren Schnappschuß mit den jungen Puderbacher Schwimmern finden Sie ab sofort unter dem Menüpunkt „Vergnügen in müßigen Stunden“, Inhaltsverzeichnis Nr. 3 „Badevergnügen“.

24. Februar 2025 / Unter der Rubrik „Ansichten aus den 1950er und 1960er Jahren“ finden Sie ab sofort mehrere Aufnahmen des Textilgeschäfts Becker. Schauen Sie einmal unter dem Menüpunkt „Puderbach in alten Ansichten“, Inhaltsverzeichnis Nr. 79.17. „Textilhaus Becker“.

26. Februar 2025 / Eine Fotografie, die um 1939 entstanden sein könnte und den Eingang der Bäckerei Dills an der Mittelstraße zeigt. Besonders interessant sind die verschiedenen Emailleschilder, die die Hausfront zierten. Die Aufnahme finden Sie ab sofort unter dem Menüpunkt „Puderbach in alten Ansichten“, Inhaltsverzeichnis Nr. 79.4. „Wohnhaus und Bäckerei der Familie Dills“.

März 2025

7. März 2025 / Immer wieder ein schöner Blickwinkel auf das Puderbacher Kirchdorf von der Landstraße 267 Richtung Raubach. Unter dem Menüpunkt „Puderbach in alten Ansichten“, Inhaltsverzeichnis Nr. 39 „Häuser am Felsen“ finden Sie die Fotografie, die um 1927 entstanden sein könnte und aus dem Nachlass der Familie Becker stammt.

10. März 2025 / Eine Aufnahme des ältesten Teiles des früheren Amtsgebäudes, in dem sich zuletzt das Kassengebäude befand. Die Fotografie finden Sie ab sofort unter dem Menüpunkt „Puderbach in alten Ansichten“, Inhaltsverzeichnis Nr. 27 „Bürgermeisteramt“.

11. März 2025 / Das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Frohn bzw. Neitzert an der Steimeler Straße aufgenommen um 1929. Die „Hammuns“ führten dort einen kleinen Laden, in dem man Lebensmittel und andere Dinge des Alltags kaufen konnte. Die Fotografie finden Sie ab sofort unter dem Menüpunkt „Puderbach in alten Ansichten“, Inhaltsverzeichnis Nr. 35 „Hammuns Haus“.

17. März 2025 / Das Konfirmationsbild des Jahrgangs 1914, aufgenommen vor der Evangelischen Kirche Puderbach am Palmsonntag den 1. April 1928. Die Fotografie finden Sie ab sofort unter dem Menüpunkt „Die Evangelische Kirchengemeinde“, Inhaltsverzeichnis Nr. 1.14.2 „Konfirmation am 1. April 1928“.

18. März 2025 / Der sogenannte „Schäfer Hermann“ mit seiner Herde aufgenommen um 1930. Die Fotografie finden Sie ab sofort unter dem Menüpunkt „Arbeit und Berufe im Westerwald, Inhaltsverzeichnis Nr. 1.11. „Der Schäfer Hermann“.

19. März 2025 / Eine Fotografie des sogenannten „Bauscheider Schachts“ mit seinem markanten Förderturm. Er befand sich auf dem Gelände der Reichsteiner Grube, rund 650 Meter in südwestlicher Richtung des „Hindenburgstollens“, dem eigentlichen Hauptzugang zur Zeche. Das Bild finden Sie unter dem Menüpunkt „Arbeit und Berufe im Westerwald“, Inhaltsverzeichnis Nr. 2.1. „Die Eisenerzgrube Reichenstein und seine Geschichte“.

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