Die Familie Deneu

Louise Deneu geb. Kohl

Eine der schönsten und mit Abstand ältesten überlieferten Geschichten meiner Familie kommt von meiner Ururgroßmutter Luise Deneu geb. Kohl. Sie verbringt ihren Lebensabend bis zu ihrem Tod am 23. Januar 1917 bei ihrem Sohn Heinrich und seiner Familie in Puderbach, stammt aber aus dem bei Altenkirchen gelegenen Ort Kraam. Dort wird sie am 28. April 1850 als 5. Kind des Hermann Kohl und seiner Frau Margarethe geb. Müller mittags um halb 12 Uhr geboren und am 5. Mai unter Anwesenheit der vier Taufzeugen auf den Namen Marie Luise getauft.

Diese wunderschöne Aufnahme entstand um 1912/13 vor dem Bauernhof der Familie Deneu bzw. Sanner. Auf der Bank sitzen von links nach rechts: meine Ururgroßmutter Luise Deneu geb. Kohl, auf ihrem Arm meine Großmutter Laura Kuhl geb. Deneu, meine Urgroßmutter Karoline Deneu geb. Sanner, mein Urgroßvater Heinrich Deneu. Der Junge rechts auf dem Arm des Herrn mit Hut ist der Bruder meiner Großmutter Otto Deneu. Desweiteren von links nach rechts zu sehen: …, der behinderte Gustav Bär, …, der Nachbarsjunge Georg Weber, der später Zahnmedizin studiert und nach Bochum übersiedelt, in der Tür die Familie Schneider, auch „Anstrichers“ genannt (er ist der Maler des Ortes) mit dem Vater Wilhelm und seiner Frau Karoline eine geborene Müller und die beiden Söhne Gustav (der jüngere von beiden) und Emil Schneider (er stirbt als Jugendlicher tragisch beim Reinigen einer Schußwaffe). Alle anderen Personen sind höchstwahrscheinlich Verwandte meiner Urgroßmutter Karoline. Der Familienname war Münker und sie lebten in Bochum. Der Herr mit Gitarre ganz rechts auf der Bank könnte Otto Münker sein. Der Kontakt unter den Familien blieb bis zum Tod seiner Frau Helly im Jahr 1992 erhalten.

Die Lommlers

Die Geschichte, die sie dem Bruder meiner Großmutter Otto Deneu erzählte, stammt wahrscheinlich schon von ihrer Großmutter, der am 12. Mai 1792 geborenen Henriette Kohl geb. Lommler. Ihr Vater ist der Kirchspiels-Schultheiß Karl Lommler zu Adorf, dessen Familie über einigen Besitz verfügt haben muß. Die Erzählung führt uns zurück in die Zeit um 1800, als Räuberbanden, wie die von Schinderhannes oder Balzar, den Westerwald unsicher machen.

Überfall

Solch eine Bande verschafft sich Zugang zum Haus meiner Vorfahren, indem sie mit Hilfe eines zweirädrigen Karrens die doppelflügelige Tür aufbricht. Die Besitzer werden gefesselt, auf ihre Betten gelegt und peinlichst nach dem Versteck des Geldes befragt. Die Lommlers zieren sich zunächst, ihr Vermögen diesen Halunken zu übergeben. Als jedoch die Banditen drohen, ihre Waden (Beine) mit siedendem Öl zu übergießen, fürchten sie die unerträglichen Schmerzen so sehr, daß sie den Verbleib der Schätze preisgeben.

Das Konfirmationsblatt meines Urgroßvaters Heinrich Deneu. Die Einsegnung fand am 26. Mai 1895 in der Kirche in Mehren statt.

Die Deneus aus Hemmelzen und Kraam

Mein Urgroßvater Heinrich Deneu kommt am 15. Oktober 1881 als drittes Kind der Eheleute Heinrich und Louise Deneu im hinter Altenkirchen gelegenen Kraam zur Welt. Seine beiden älteren Brüder Karl und Wilhelm werden 1878 bzw. 1879, seine jüngere Schwester Wilhelmine und der jüngste Bruder Julius 1885 und 1886 geboren. Die Wurzeln des Vaters Heinrich lassen sich bis ins 17. Jahrhundert in das ebenfalls im Kreis Altenkirchen gelegene Dorf Hemmelzen zurückverfolgen.

Anlässlich ihrer Hochzeit am 20. August 1909 entsteht diese wunderschöne Aufnahme meiner Urgroßeltern Heinrich und Karoline Deneu geb. Sanner im Foto-Atelier Carl Käppele in Altenkirchen.

Karl Deneu

Karl, der älteste der Deneu-Geschwister, geboren am 14. Dezember 1878, wird 1903 die aus Oberirsen stammende Helene Bitzer heiraten. Sie bekommen fünf Kinder, wobei der 1903 geborene Gustav und die 1905 geborene Wilhelmine besonders zu nennen sind. Auf der Suche nach einer Anstellung, werden sie immer wieder für die „Sannersch“ in Puderbach als Knecht und Magd arbeiten. Der Bruder meiner Großmutter wurde nicht müde, Gustav als „sterk“, also extrem stark, zu bezeichnen. Er konnte wohl ein Automobil alleine zur Seite wuchten. Und meine Großmutter erinnerte sich, daß sie mit dem „Sannersch Mina“ das Fachwerkhaus der Familie angestrichen hat.

Karl und Helene inmitten ihrer Kinder aufgenommen um 1940. Vor den Eltern sitzend der starke Gustav und links neben der Mutter die Tochter Wilhelmine.
Dieses Bild entstand am 27. November 1965 aus Anlass des 80. Geburtstags meiner Urgroßmutter Kalin. Sie sitzt hier rechts neben ihrer Großcousine, der Diakonisse Christine Schüler, die 1889 in Puderbach geboren wurde und in der Diakonie Ratingen tätig war. Rechts neben dem „Sannersch Kalin“ Frau Seiler aus Fluterschen, eine Verwandte väterlicherseits, gefolgt von dem „Haverscheeds Paula“ von der Daufenbacher Straße und zuletzt die Nichte Wilhelmine oder Mina Deneu, die als junge Frau immer wieder als Magd auf dem Bauernhof der „Sannersch“ gearbeitet hat.

Wilhelm Deneu

Bereits nach 14 Jahren Ehe, am 1. September 1924, entschläft dem im Kraam lebenden zweitältesten Bruder Wilhelm seine geliebte Frau Jettchen. Acht Jahre später erfolgt der nächste Schicksalschlag. Aus der Waldbröler Nervenheilanstalt erreicht ihn die Nachicht, daß seine wegen einer psychischen Erkrankung dorthin verbrachte Tochter Martha am 30. Januar 1932 mit gerade mal 21 Jahren verstorben ist. Wilhelm lebt fortan allein in dem Stammhaus der Familie. Meine Großmutter erinnerte sich an einen Besuch bei dem Witwer. Sie fuhren mit dem Zug bis Neitersen und mußten noch knappe 6 Kilometer bis Kraam zu Fuß laufen. Der auf sich gestellte Onkel war offensichtlich mit Ordnung und Haushalt in dem kleinen Fachwerkhaus überfordert. Vor allem die „Gemuckelsküche“ blieb ihr lebhaft in Erinnerung.

Eine Fotografie aus Kriegstagen. Vermutlich 1914 zur Einberufung entstand die Atelier-Fotografie von Wilhelm Deneu mit seiner Ehefrau Henriette einer geborenen Schuh und dessen Tochter Martha.

Wilhelmine Deneu verh. Hottgenroth

Die einzige Schwester Wilhelmine heiratet am 4. Mai 1909 den aus Mehren stammenden Schreiner Wilhelm Hottgenroth. Von den drei Kindern, die dem Paar geschenkt werden, erinnere ich mich nur an den 1917 geborenen Otto, seine aus Forstmehren stammende Ehefrau Luise und deren mit der Chromosomenanomalie „Trisomie 21“ geborenen Sohn Friedhelm. Wahrscheinlich wegen ihm, diesem etwas schüchternen aber freundlichen Mann im Alter meines Vaters, sind mir die zahlreichen Besuche der „Forstmehrener“ bei meinen Großeltern so lebhaft in Erinnerung.

Die nach Mehren verheiratete Schwester Wilhelmine mit ihrem Mann Wilhelm Hottgenroth. Er arbeitet im Ort als Schreiner. Die Aufnahme müßte in den 1930er Jahren entstanden sein.
Hier die Kriegsheirat des Sohnes Otto Hottgenroth mit der aus Forstmehren stammenden Luise geborene Grollius. Hinter der Braut mit Hut mein Urgroßvater Heinrich Deneu. Hinter dem Bräutigam seine Eltern Wilhelm und Wilhelmine Hottgenroth.

Julius Deneu

Der jüngste Bruder Julius, der am 14. August 1886 geboren wird, unterscheidet sich in fast jeder Hinsicht zu seinen älteren Brüdern. Während seine Geschwister mit den Jahren an Leibesfülle zunehmen, bleibt er eher schlank und zierlich. Auch beruflich entwickelt er sich anders. Während seine Geschwister in der Landwirtschaft tätig sind, erlernt er den Beruf des Schreiners. Nach seiner Hochzeit mit der aus Oberirsen stammenden Luise Schreiner, zieht das Paar der Arbeit wegen ins Saarland. In Saarbrücken finden die beiden eine neue Bleibe. Hier werden auch ihre drei Kinder geboren, Harry, Martha und Irene. Um 1920 kehrt die Familie in die Westerwälder Heimat zurück. Julius und Wischen, wie Luise von allen gerufen wird, gründen in Oberirsen ein Textil- und Lebensmittelgeschäft. Um auch die umliegenden Ortschaften mit ihren Erzeugnissen zu versorgen, schwingt sich der Ladeninhaber Deneu regelmäßig mit einem Koffer voller Waren auf sein Rad. In späteren Jahren führt die Tochter Martha, eine verheiratete Bohnenkamp, den Laden bis in die 1960er Jahre weiter.

Hier eine Fotografie von Julius Deneu aus dem Atelier-Studio Kurt Sparmann in Siegen. Die Aufnahme dürfte um 1910 entstanden sein.

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